Bwana yesu asifi we – Der Herr Jesus sei gelobt!
Das waren meine Einführungsworte bei jeder Vorstellung in den tansanischen Dörfern und in den einzelnen Gruppen in der Gemeinde in Kondoa – auf Suaheli und Englisch. „Bwana yesu asifi we! Jambo! Jina languni Christiane. Ich komme aus Lingen / Trinitatis und wir sind die Partnergemeinde von Kondoa. Ich bin Erzieherin und arbeite in der Kita unserer Gemeinde. Ich freue mich sehr hier zu sein und bedanke mich für diesen herzlichen Empfang. Ich wünsche allen alles Gute. Gott beschütze euch.“ Ich bringe ganz viele, liebe Grüße und Gottes Segen mit von vielen Menschen, denen ich begegnet bin. Ja, ich habe viel erlebt in diesen drei Wochen. Moshi, die erste evangelische Steinkirche in Tansania, der Ngorongoro Krater, Kondoa und der Indische Ozean. Das alles zusammen mit einer tollen Gruppe. Viele gemeinsame Erlebnisse werden in unseren Erinnerungen bleiben. Beeindruckend aber waren die Tage und der herzliche Empfang in der Partnergemeinde in Kondoa. Groß und Klein hatten auf uns gewartet und uns mit Gesang, Posaunenklang und Trällern begrüßt. Die vielen Umarmungen, die Freude und die Herzlichkeit berührten mich zutiefst. Nach einem gemeinsamen Essen fuhren wir dann erschöpft von der langen Fahrt zu unseren Gastfamilien. Dort lernten wir in den nächsten Tagen das afrikanische Leben in den Familien kennen. Da waren auch die Fahrten mit dem neuen Landcruiser, gesponsert vom Kirchenkreis Emsland-Bentheim. Distriktpastor Olinde, dem es sehr wichtig war uns seinen großen Distrikt zu zeigen, begleitete uns. Gemeinsam mit Laurenti, unserem Fahrer, fuhren wir auf oft langen, sehr holprigen Wegen in viele Dörfer. Aber der herzliche und freudige Empfang in den meist kleinen Gemeinden mit Gesang, Tanz und einem Essen ließ uns immer schnell die anstrengende Autofahrt vergessen. Wir erlebten glückliche und stolze Menschen, eine große Zusammengehörigkeit und einen tiefen Glauben. Dies zeigte sich mir deutlich in den gemeinsam gesprochenen Gebeten in Suaheli und Deutsch. Erinnerungsfotos durften niemals fehlen.
Ein Höhepunkt meiner Zeit in Kondoa war die Einweihungsfeier der nun nach jahrelanger Arbeit fast fertiggestellten Kirche. Aufgrund der immer noch steten Zunahme der Anzahl von Gläubigen, war dieser Bau notwendig geworden. Trotzdem fanden an diesem Festtag nicht alle Platz in der Kirche. Bischof Amoni Manase Kinyunyu führte durch einen fünfstündigen Gottesdienst, der mit viel Musik und Tanz der fünf Chöre der Gemeinde unterstützt wurde. Ein paar Restarbeiten stehen noch aus. Die Fensterscheiben bekamen in den letzten Wochen ihre Farbe und es wurden sechs neue Kirchenbänke angeschafft. Nun muss der Steinfußboden noch poliert werden und als nächstes großes Projekt soll der Altarraum gestaltet werden. Der Kirchenvorstand hat schon eine genaue Vorstellung, wie es aussehen könnte. Die von mir mitgebrachte Geldspende aus der Trinitatisgemeinde soll dafür genutzt werden. In den fünf Tagen, in denen ich ausschließlich in Kondoa war, besuchte ich das katholische Waisenhaus und die verschiedenen Institutionen und Gruppen der Gemeinde: Embeko-Schule, Krankenstation, Kindergarten, Kirchenvorstand, Frauenkreis, Partnerschaftsausschuss und die fünf Chöre. Ich war erstaunt über so viel ehrenamtliches Engagement. Der Anteil an Frauen ist sehr groß. Die Chöre treff en sich ein- bis zweimal in der Woche und sind jeden Sonntag in den Gottesdiensten aktiv. Stolz erzählten mir alle, was sie in den letzten Jahren erreicht haben und welche Pläne bestehen. Immer wieder wurde mir aber klar, dass es nicht an guten Ideen und Engagement mangelt, sondern an Geld.
Beim Besuch der Krankenstation, die seit Mai diesen Jahres wieder die Zulassung für die staatliche Krankenversicherung hat, wurde deutlich, dass es hier an Geld und Personal mangelt, ebenso an Medikamenten für hilfreiche Therapien, und das trotz steigender Patientenzahlen. Im Rahmen unseres Besuches wurden Spendengelder in Höhe von 1000 € übergeben, die hauptsächlich zur Beschaffung von dringend benötigten Medikamenten genutzt werden sollen. Hoffentlich können der Arzt, die Krankenschwestern und die noch fehlende Laborassistentin in Zukunft bei steigender Patientenzahl voll bezahlt werden.
Die Embeko-Schule hat zurzeit mit sinkenden Schülerzahlen zu kämpfen. In Kondoa gibt es neben der privaten auch staatliche Schulen, die inzwischen kostenlos sind. Die Regierung stellt ebenfalls Anforderungen an die Embeko-Schule, was die Arbeit nicht einfacher macht. Wir trafen auch mit den Müttern einiger von uns unterstützten Schüler zusammen. Sie zeigten große Dankbarkeit für die finanzielle Unterstützung ihrer Kinder. Natürlich besuchte ich auch den Kindergarten. Zwei Tage erlebte ich den Alltag von 52 Kindern im Alter von zwei bis fünf Jahren und einer Erzieherin, die mit einer ehrenamtlichen Helferin und einer ehrenamtlichen Köchin die Einrichtung führt. Die Wände des Kindergartens sind in den letzten Monaten mit verschiedenen Motiven, Buchstaben, Zahlen und englischen Worten sehr hübsch dekoriert worden. Im Raum gibt es Regale für Materialen, einen Tisch für die Erzieherin und eine Tafel. Die Kinder sitzen auf Sisalteppichen. Der Fußboden wird zum Sitzen, Schreiben, Toben und auch zum Schlafen genutzt. Die Kinder verloren nach kurzem Staunen die Scheu vor mir und ich wurde schnell in ihrer Mitte aufgenommen. Zu meiner Begrüßung sangen sie verschiedene Lieder. Ich war erstaunt, denn es gibt drei Kinderlieder in Suaheli, die ich ihnen dann in Deutsch vorsingen konnte. Ich war sehr erstaunt, wie Rosemary alle Kinder im Blick hatte und dabei doch gelassen war. Es ist eine äußerst anstrengende Arbeit allen Kindern gerecht zu werden. Unser Bildungsverständnis kann man mit dem Afrikas überhaupt nicht vergleichen. Die Bedingungen sind sehr schwierig. Der Außenspielbereich ist klein, mit drei nicht sicheren Schaukeln, zwei Steinrutschen an der Treppe und Sand. Kein Spielzeug im Haus und draußen. Die Kinder sind trotzdem zufrieden und toben rum, wie alle Kinder in ihrem Alter. Die Kinder bekommen zwei warme Mahlzeiten am Tag, meist Porridge und Reis mit Bohnen. Gekocht wird am offenen Feuer in einem kleinen Steinhäuschen. Die Bedingungen für die Köchin sind sehr gesundheitsgefährdend. Das möchte die Gemeinde ändern. Es fehlt aber an Geld. Ebenso gibt es Überlegungen, einen neuen Kindergarten für zwei Gruppen zu bauen und den bestehenden als Krippe zu nutzen. Auch dafür wird noch viel Geld benötigt. Das Leben in Afrika verläuft ruhiger und stressfreier. Oft hörte ich „polepole“ (langsam). Pünktlichkeit, wie wir sie kennen, erlebt man nicht. So spürte ich im Laufe der Reise eine Entschleunigung, die auch noch bis heute und hoffentlich für länger anhält. Ich bin sehr dankbar, dass ich diese Reise machen durfte. Ich fühlte mich immer gut behütet. Die vielen schönen Begegnungen, das gemeinsame Tun mit den Afrikanern und den Mitgliedern unserer Delegation werde ich nie vergessen. Ich bin geerdet worden, sensibler und in meinem Glauben gefestigt.
Asante sana!
Christiane Zaepernick